Geschichte
1872
Gründung der Feuerwehr
Bürgermeister Heinrich Eggendorfer gründet die Freiwillige Feuerwehr Guntramsdorf. Die konstituierende Versammlung findet am 9. August 1872 statt. Die alte „Totenkammer“ neben der Kirche wird der Feuerwehr als „Requisitenhaus“ zur Verfügung gestellt. Die Feuerwehr übernimmt von der Gemeinde eine vierrädrige Spritze, einen vierrädrigen Wasserwagen und diverse Gerätschaften.
1887
Gründung der Gutsverwaltungsfeuerwehr
In der Gutsverwaltung wird eine Feuerwehr gegründet. Bis zu deren Auflösung im Jahr 1932 existieren
somit in Guntramsdorf drei Feuerwehren: Die Ortsfeuerwehr, die Feuerwehr der Druckfabrik (1883 –
1962) und jene der Gutsverwaltung.
1891
Errichtung einer Telefonleitung
Eine Telefonleitung, die die Feuerwehren Mödling, Guntramsdorf und Gumpoldskirchen verbindet,
wird errichtet.
1909
Errichtung eines neuen Feuerwehrhauses
Am 7. Jänner beschließt der Gemeinderat in der Traiskirchnerstraße (heute: Rudolf Heintschel-Straße) ein neues Feuerwehrhaus zu errichten. Am 22. August – nach nicht einmal acht Monaten – wird das neue Haus der Feuerwehr übergeben. Es sollte der Feuerwehr bis 1992 als Unterkunft dienen.
1911
Ankauf einer Dampfspritze
Die Feuerwehr erhält eine Dampfspritze.
1925
Das erste Automobil
Mit der Anschaffung des ersten Automobiles – eine „Autospritze“ von der Fa. Knaust – hält die Motorisierung Einzug.
Die erste Sirene wird angekauft und am Haus des damaligen Hauptmannes Kossina montiert.
1938/1939
Angliederung an Wien
Der Bezirk Mödling und damit auch die Gemeinde Guntramsdorf werden
an Wien angegliedert. Die Freiwillige Feuerwehr wird von der Feuerwehr
der Stadt Wien – nun „Feuerschutzpolizei“ genannt – übernommen,
dieser unterstellt und als Verein aufgelöst.
1944
Der Krieg erreicht Guntramsdorf
Am 24. Mai erfolgt der erste Fliegerangriff auf Guntramsdorf.
In der von Ernst Wurth sen. handschriftlich verfassten „Feuerwehrchronik“ wird darüber berichtet: „[…] Die ganze Ortschaft eingenebelt – der Nebel wurde durch den Wind von den Ostmarkwerken nach Guntramsdorf getrieben – auf der Fahrt nach Mödling bei Kimpink eingestellt, da Flieger über den Anninger kamen. Einige Sekunden nach der Abfahrt von Kimpink ging dort die 1. Bombe hinein. Brand bei Kimpink; gearbeitet mit einer Linie vom Teich weg – dann erste Hilfe bei Holzinger, Kossina, Omerzu, Senhofer, Kühnhaus, Hausenberger. Hilfe beim Transport von Verwundeten und Toten. Beim Angriff fielen die Mitglieder Franz Puchinger und Alois Talirz.
Angriff um 10,58 Uhr. Zerstört: 18 Häuser; stark beschädigt: 31 Häuser.
28 Tote und über 80 Verwundete.“
1945
Die Nachkriegszeit
Bei Kriegsende steht die Feuerwehr praktisch ohne Geräte da. Lediglich eine (offenbar nicht einsatzfähige) Dampfspritze, ein Schlauchkarren und 80 Meter Schläuche sind vorhanden.
Alle reichsdeutschen Rechtsvorschriften bezüglich des Feuerlöschwesens treten außer Kraft. Die „Feuerschutzpolizei“ wird somit wieder zur Feuerwehr der Stadt Wien. Guntramsdorf – und damit auch die Feuerwehr – gehört allerdings weiter zu „Groß-Wien“. Dies bedeutet, dass die Wiener Feuerwehr weiterhin die Zügel fest in der Hand hat. So darf die Freiwillige Feuerwehr nur zu Kleinbränden und Verkehrsunfällen ohne Verletzte allein ausrücken. In allen anderen Fällen rückt auch die Wiener Feuerwehr aus und muss verständigt werden. Um die Zuteilung von Treibstoff und jedes einzelne Gerät oder Uniformstück ist bei der Feuerwehr der Stadt Wien anzusuchen. Inventar- und Mitgliederverzeichnisse sind nach Wien einzusenden und auch der Voranschlag – also die Bedarfsmeldung für das jeweils nächste Jahr – muss der Wiener Zentrale vorgelegt werden.
1954
Zurück in Niederösterreich
Der Bezirk Mödling – und somit auch Guntramsdorf – kommen wieder zu Niederösterreich. Die Feuerwehren erhalten ihren Rechtsstatus als Vereine zurück und werden dem NÖ Landesfeuerwehrverband angeschlossen.
1955
Erstes Tanklöschfahrzeug
Der erste Tankwagen – ein Opel-Blitz – wird in Dienst gestellt. Das Fahrzeug stammt aus Wehrmachtsbeständen und wird im Auftrag der FF Guntramsdorf von der Fa. Rosenbauer für Feuerwehrzwecke adaptiert.
1959
Aufbau eines Kranwagens
Ein im Jahr 1958 in Eigenregie aufgebauter Kranwagen wird in Dienst gestellt. Es ist dies der erste Kranwagen weit und breit.
1960
Ein Schritt ins moderne Feuerwehrwesen
Das erste Funkgerät und die ersten Pressluftatmer werden angeschafft.
1964
Explosion in der Stolllack
Am 7. April kommt es in der Lackfabrik Stolllack zu einer schweren Explosion mit darauffolgendem Brand. Mehrere Arbeiter sowie die Feuerwehrleute Rudolf Andre (FF Mödling), Dieter Roßdeutsch und Karl Hierath (beide FF Guntramsdorf) erleiden Verletzungen.
1965
Hochwasser
23. April: Großes Schwechat-Hochwasser! Die erst vor drei Jahren eröffnete Südautobahn wird überflutet. Die Münchendorferstraße wird im Bereich der Aspangbahnübersetzung aufgerissen, um dem Wasser den Abfluss Richtung Norden zu verschaffen. Trotz aller Bemühungen – es werden auch 200 Sandsäcke verlegt – dringt das Wasser bis weit in die Vogelsiedlung ein. Die Feuerwehr ist noch zwei Wochen lang mit dem Auspumpen von Kellern beschäftigt.
1970
Neues Feuerwehrgesetz
Ein neues Feuerwehrgesetz löst die die bislang geltende Feuerpolizeiordnung von 1927 ab. Die Feuerwehren sind nun keine Vereine mehr, sondern Körperschaften öffentlichen Rechts. Neue Dienstgrade werden eingeführt, für den aktiven Dienst wird die bis heute gültige Altersgrenze mit 65 Jahren bestimmt und die Wahlperiode wird mit fünf Jahren festgelegt.
1971
Einführung der „Stillen Alarmierung“
Als zweite Feuerwehr im Bezirk stellt die Feuerwehr auf eine „Stille Alarmierung“ mittels Funkalarmgeräten (Pager) um – die erste Funkalarmanlage am Gendarmerieposten Guntramsdorf.
1972
Gründung der Feuerwehrjugend
Am 11. März wird die Feuerwehrjugend Guntramsdorf als zweite Jugendgruppe des Bezirkes gegründet.
1973
Papiersammlung
Die Feuerwehr führt eine Altpapiersammlung in der Ortschaft durch. Ab 1977 wird zusätzlich auch Altglas gesammelt. Die letzte derartige Sammelaktion findet 1989 statt.
1978
Das Jahr der Großbrände
22. März: Brand der Halle 14 in der Fa. Stolllack (heute: Axalta). Bei diesem Großbrand stehen 20 Feuerwehren mit 282 Männern im Einsatz.
29./30.Juni: Einer der verheerendsten Großbrände der Nachkriegszeit vernichtet die Polstermöbelfabrik Sleepy in Vösendorf! Letztendlich stehen (einschließlich der Brandwachen) ca. 800 Feuerwehrmitglieder aus Niederösterreich und Wien im Einsatz.
7. August: Großbrand in der Autozubehörfirma Birner in Perchtoldsdorf.
19. August: Großbrand bei der Fa. Südbau-Schleussner in Mödling.
3. September: Eine Gasexplosion zerstört das Haus Schulgasse 1 in Gumpoldskirchen. die Besitzerin kann nur mehr tot aus den Trümmern geborgen werden.
18. September: Brand einer Lagerhalle in der Korksteinfabrik in Mödling. Neun Feuerwehren mit 216 Mann stehen im Einsatz.
1984
Zwei Großbrände in der (ehemaligen) Druckfabrik
Am 14. September kommt es in der kunststoffverarbeitenden Firma Baumgartner & Baumgartner am Areal der ehemaligen Druckfabrik zu einem Großbrand. Das Übergreifen des Brandes auf benachbarte Objekte, wie z. B. das Papierlager der Fa. Hauser, kann verhindert werden.
Am 15. September steht allerdings das am Vortag gerettete Papierlager der Fa. Hauser aus bis heute nicht geklärten Umständen in Vollbrand.
1989
Letzter Feuerwehrball
Nachdem (mit Ausnahme der Jahre 1913 und 1915 bis 1947) seit 1873 alljährlich Feuerwehrbälle veranstaltet wurden, findet am 28. Jänner im Gasthaus Geiger der bislang letzte Feuerwehrball statt.
1990
Spatenstich für ein neues Feuerwehrhaus
Am Sonntag, dem 6. Mai erfolgt der Spatenstich für das neue Feuerwehrhaus in der Münchendorferstraße.
1991
Hochwasser der Schwechat führt zu Dammbruch
Hochwasser in ganz Niederösterreich! Am Pfingstwochenende (18./19. Mai) werden 20 Einsätze abgearbeitet. Am 19. Mai gelingt es mit letzter Anstrengung und Unterstützung der FF Gumpoldskirchen einen Dammbruch am rechten Ufer der Schwechat gerade noch zu verhindern.
3. August: Wieder Hochwasser in der Schwechat! Der im Frühjahr schwer beschädigte und nicht instandgesetzte ostseitige Damm kann nun nicht mehr gehalten werden und es kommt zum Dammbruch.
1992
Übergabe des neuen Feuerwehrhauses
Am 8. März übersiedelt die Feuerwehr von der Rudolf Heintschel-Straße in das neue Feuerwehrhaus in der Münchendorferstraße.
Die „offizielle“ Übergabe des Hauses findet im Rahmen der Florianifeier am 1. Mai statt.
1994
Mit der Feuerwehr auf das Christkind warten
Als eine der ersten Feuerwehren Niederösterreichs (möglicherweise sogar als erste) veranstaltet die Feuerwehr unter dem Motto „Mit der Feuerwehr auf das Christkind warten“ am Heiligen Abend einen Tag der offenen Tür. Die Veranstaltung wird bis heute durchgeführt.
1995
Frauen bei der Feuerwehr
Als erste Feuerwehr im Bezirk nimmt die FF Guntramsdorf Mädchen in die Feuerwehrjugend auf. Sie sind damit die ersten weiblichen Mitglieder in der Geschichte der FF Guntramsdorf.
1997
Folgenschwerer Einsatz in der Fa. Klinger / Neue Helme
Am 17. März ereignet sich einer der folgenschwersten Einsätze in der Geschichte der FF Guntramsdorf! Bei einem Brand in der Fa. Klinger in Gumpoldskirchen ist Flusssäure entstanden. Insgesamt 28 Feuerwehrmitglieder – davon 13 Guntramsdorfer – erleiden Verätzungen und werden in umliegende Spitäler gebracht. Die komplette Einsatzbekleidung samt darunter getragener Privatkleidung sowie Atemschutzgeräte, Funkgeräte, Handscheinwerfer etc. müssen entsorgt werden. Der materielle Schaden beträgt mehrere hunderttausend Schilling!
Die traditionellen „Silberhelme“ werden durch neue Kunststoffhelme (F200, Fa. Schuberth) ersetzt.
2007
Neue Dienstbekleidung blau
Die bisherige grüne Dienstbekleidung wird durch die „Dienstbekleidung – blau“ ersetzt.
2011
Einstellung eines Hauptamtlichen / Erster Punschstand
Mit Ludwig Marx jun. erhält die Feuerwehr erstmals einen hauptamtlichen Bediensteten.
Zum ersten Mal wird im Feuerwehrhaus ein Punschstand veranstaltet.
2015
Abbau der Funkalarmanlage bei der Polizeiinspektion
Mit Übersiedlung der Polizeiinspektion von der Kirchengasse ins Rathausviertel endet nach 45 Jahren die in den letzten Jahren kaum mehr genutzte Alarmierungsmöglichkeit durch die Polizei.
2020
Coronapandemie
Eine Covid-19 Pandemie sucht Österreich heim und hat ab März auch weitreichende Auswirkungen auf die Feuerwehr: Der Ausbildungsbetrieb kann nur sehr eingeschränkt (digital) durchgeführt werden, Veranstaltungen müssen abgesagt werden bzw. können nicht stattfinden, der Zutritt ins Feuerwehrhaus ist nur für den Einsatz oder dringend notwendige Tätigkeiten erlaubt u. v. m.
Die Feuerwehr hilft bei der Organisation von Massentests mit.
2021
Die Feuerwehr im „Pandemieeinsatz“
Die Coronapandemie ist noch nicht vorbei: Die Feuerwehr unterstützt die Gemeinde nicht nur bei der Organisation von Massentests, sondern besorgt auch den Ordnerdienst bei der Impfstraße und übernimmt von Februar bis September an jedem Freitag die komplette personelle Betreuung einer Corona-Teststation.
2022
Umbau und Erweiterung des Feuerwehrhauses
Das Feuerwehrhaus wird umgebaut und um ein Stockwerk und ein im Hof errichtetes Katastrophenlager erweitert. Mit Einbau eines Aufzuges ist es nun barrierefrei und ein fix installiertes 200 kVA Notstromaggregat garantiert die Stromversorgung auch im Falle eines Blackouts. Am 26. Oktober wird das Haus gesegnet und der Feuerwehr „offiziell“ übergeben.
2024
Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich
Im September wird Niederösterreich von einer noch die dagewesenen Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Am 15. September wird das ganze Bundesland (!) zum Katastrophengebiet erklärt.
Die Schwechat tritt bereits in Traiskirchen-Möllersdorf massiv über die Ufer und die Wassermassen fließen über die Felder Richtung Guntramsdorf. Der Hochwasserschutz beim Lagerhaus wird überflutet. Der Feuerwehr gelingt es in letzter Minute, durch Errichtung eines Sandsackdammes das Eindringen des Wassers in die Vogelsiedlung zu verhindern.
Auf Grund der enormen Wassermassen, die sich über die Felder Richtung Laxenburgerstraße ergießen, tritt ein, was niemand für möglich gehalten hätte: Im Bereich der Autobahnbrücke wird die Südautobahn – nach fast 60 Jahren – wieder überflutet!
Die Feuerwehr steht an diesem „Katastrophenwochenende“ (14./15. September) nicht nur wegen des Hochwassers, sondern auch wegen eines starken Sturmes, der mit bis zu 100km/h über Guntramsdorf fegt, mit ca. 30, in Spitzenzeiten mit bis zu 50 Mitgliedern im Dauereinsatz. 67 Einsätze werden allein an diesem Wochenende abgearbeitet.